Relay
David Mackenzie, USA, GB, 2025o
Der Einzelgänger Tom vermittelt lukrative Schweigegelder zwischen korrupten Firmen und potenziellen Whistlerblowern, die über kompromittierende Informationen verfügen. Mithilfe eines Anonymisierungs-Dienstes, sorgfältigster Planung und Einhaltung bewährter Regeln hält er seine Identität geheim. Als er den Auftrag einer Kundin annimmt, die Schutz vor ihrem ehemaligen Arbeitgeber braucht, kommen seine Prinzipien ins Wanken.
Der britische Regisseur David Mackenzie hat bereits mit seinem amerikanischen Bankräuberfilm Hell or High Water einen packenden sozialkritischen Thriller vorgelegt. Der nun nachfolgende basiert gleich auf zwei fesselnden Ideen. Die erste ist ein kommerzieller Nachrichtendienst namens Relay, der seinen Nutzer:innen auch im Zeitalter der totalen digitalen Überwachung anonymes Kommunizieren ermöglicht, indem er als Schaltstelle alle Spuren laufend löscht. Das zweite Faszinosum: dass es neben heldenhaften Whistleblowern, die ihre Karriere und ihren Ruf für eine Enthüllung aufs Spiel setzen, auch solche gibt, die kalte Füsse bekommen und sich ihr Schweigen vergolden lassen. Die entsprechende Vermittlung zwischen Firmen, die etwas zu verbergen haben, und Whistleblowern, die es sich anders überlegen, bietet der einzelgängerische Held von Relay mithilfe des besagten Dienstes an. Eine seiner Kund:innen ist bereits die zweite, die vor dem gleichen US-Chemiekonzern einknickt und ihre belastenden Papiere über ein Krebs erzeugendes Produkt der Firma gegen Bares eintauschen will. Der Held vermittelt das Geschäft mit routinierter Nüchternheit, doch irgendwann schleichen sich zwischen ihm und ihr die Hormone und Patzer ein, die beide zu Gejagten machen. Fesselnd ist dies bis insbesonders, weil das Darstellergespann Riz Ahmed und Lily James (What's Love Got to Do With It?) den Preis für sein Tun, die Isolation und den Verrat an den Idealen, mit radikaler Sachlichkeit (er) bzw. rotziger Nonchalance (sie) negieren. Im letzten Viertel weicht das Understatement im Stil des Film noir zwar stellenweise weniger stark inszenierter Action – und vielleicht einem Twist zu viel. Doch schauen Sie selbst: Spannung und Coolness bietet Relay auf alle Fälle.
Andreas Furler
