Soy Nevenka
Icíar Bollaín, Spanien, 2024o
Im Jahr 2000 wird Nevenka Fernández, die Finanzvorsteherin der spanischen Stadt Ponferrada, vom Bürgermeister unerbittlich verfolgt, als sich die 25-Jährige aus der Beziehung mit dem 50-Jährigen herauswinden will. Schliessslich entschliesst sich die Bedrängte, Klage gegen das systematische Mobbing einzureichen, obwohl sie weiss, dass sie dafür einen hohen Preis zahlen wird. – Nach wahren Begebenheiten.
Gut zwanzig Jahre nachdem sie in Te doy mis ojos eindrücklich einen Fall häuslicher Gewalt geschildert hat, befasst sich die spanische Regisseurin Icíar Bollaín in Soy Nevenka mit einem Fall, der zur ersten Verurteilung eines Politikers wegen sexueller Belästigung in Spanien führte. Im Jahr 2001 zahlte die Klägerin Nevenka Fernández für ihren Mut allerdings einen höheren Preis als der Verurteilte Ismael Álvarez: Sie musste ins Exil gehen, er blieb als gestürzter Bürgermeister in seiner Region weiterhin populär.
Gestützt auf das Urteil und die Mitarbeit von Fernández selbst, erzählt der Film die Geschichte aus ihrer Sicht: 1999 kehrt die junge Ökonomin in ihre Heimatstadt Ponferrada zurück, um auf die Wahlliste der (rechten) Volkspartei zu kommen, und nach der Wiederwahl des Bürgermeisters zur Finanzvorsteherin ernannt zu werden. Bald zeigt sich eine Taktik der Ausbeutung, die von einem komplizenhaften Umfeld geduldet wird. Sie ist erst 24 Jahre alt, er fast 50, als sie seinen Avancen nachgibt und sich auf eine «einvernehmliche» Beziehung einlässt. Kaum will sie sich daraus lösen, beginnt eine wahre Höllenfahrt der Belästigungen, der Isolierung und der Depression.
Bollaín hat einen zugänglichen Film geschaffen, der von der jungen Mireia Oriol grossartig getragen wird. Innerhalb dieser formalen Grenzen macht er plastisch greifbar, wie sexuelle und psychische Drangsalierung funktioniert und was sie bedeutet.
Norbert Creutz
