Hopper: An American Love Story
Phil Grabsky, GB, 2022o
Die Nachtvögel in einem New Yorker Café des vierziger Jahre, die Tankstelle im Nirgendwo, die einsamen Landhäuser auf Hügeln: Der amerikanische Maler Edward Hopper (1882-1967) hat mir seinen szenischen Momentaufnahmen unser Bild des American Way of Life geprägt wie kaum ein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts. Anhand zentraler Werke taucht dieser Film ein in das Leben und Werk des grossen Schaffers, der keine grossen Worte um seine Kunst machte und ihr doch alles unterordnete.
Mit diesem Dokumentarfilm über Edward Hopper (1882-1967) lancieren wir eine Reihe von Künstlerporträts, mit der sich die englische Produktionsfirma Seventh Art unter dem Label «Exhibition on Screen» einen internationalen Namen gemacht hat. Mehrheitlich ausgehend von grossen Ausstellungen, die zentrale Werke versammeln, geht jeder der Filme mit Hilfe von Kurator:innen, Kunsthistoriker:Innen und Zeitzeugnissen auf den Stil und die Biografie grosser Künstler:innen ein. Im Zentrum aber stehen die Bilder selbst. Der Initiant und Produzent der Reihe, Phil Grabsky, und seine Regiepartner setzen sie mit Blick für sprechende Details sorgsam in Szene und betten sie in ihren Kontext ein. Frappierend beim uramerikanischen Maler Hopper etwa, wie zentral Europa für seine Entwicklung war, wie schwer sich der gefragte Illustrator mit dem Übergang zur freiberuflichen Malerei tat und wie eisern er seinem Schaffen alles unterordnete, so auch seine Ehe mit der Aquarellistin Josephine Nivison, die ihre eigene Karriere für ihren Mann massiv einschränkte. Ins Auge stechen, gerade durch die filmische Aufbereitung, Hoppers geheimnisvolle szenische Arrangements, die ihre verloren anmutenden Figuren in traumhafte Farbharmonien einbetten. Ambivalenzen wie diese sowie die subtile Auslotung der Schwindel erregenden Kompositionen machen jeden der Filme zu einem Schauvergnügen – und dem Titel der Reihe alle Ehre: Ausstellungen für den Kinobildschirm, der einen echten Mehrwert schafft.
Andreas Furler