Chambre 212
Christophe Honoré, Frankreich, Belgien, Luxemburg, 2019o
Das kinderlose Pariser Paar Maria und Richard, seit 20 Jahren verheiratet und des Miteinanders leicht müde, lässt sein Liebesleben eine Nacht lang Revue passieren, nachdem Marias Abenteuer mit jungen Männern aufgeflogen sind: Richard in der schicken gemeinsamen Wohnung, Maria im Zimmer 212 des Hotels gegenüber. Dabei wird er von seiner unvergessenen Jugendliebe, sie von ihrem Mann in jungen Jahren besucht. Verflossene, Künftige, Mütter und der grosse Strippenzieher Monsieur Volonté gesellen sich zum Quartett und setzen eine traumhaft verspielte Tragikomödie über die Flüchtigkeit und Beharrlichkeit der Gefühle, Reue und Versöhnlichkeit in Gang.
Französisches Kino, wie es leibt und lebt: Formal virtuos und ungeniert selbstverliebt. Doch hier gelingt je länger desto besser das Kunststück, das im Kino oft nur mit Tricks herbeigemurkst wird: die Aufhebung von Raum und Zeit, Realität in der Möglichkeitsform. Christophe Honoré ist es mit dem Thema zwar ernst, doch er inszeniert es als heiteres Traumspiel. Am Anfang regiert Pariser Kaltschnäuzigkeit, dann unterwandern Selbstzweifel und leise Ratlosigeit die anstrengend behauptete Souveränität: Hat man es in der Liebe auch nur halbwegs richtig gemacht, irreparable Schäden angerichtet oder Entscheidendes verpasst? Wie kann man dem Wechselbad der Gefühle je trauen? Grosse Fragen in rhetorisch perlender, luftiger Form. Auf französisch: «Une réussite»!
Andreas FurlerDie Zahl im Titel bezieht sich auf den entsprechenden Abschnitt des französischen Code Civil, der besagt, dass sich Eheleute respektieren sollen. Der Film ist aber keine juristische Abhandlung, sondern eine luftige Etüde: oft laut, dann wieder leise, manchmal zu verspielt, aber immer très français. Chiara Mastroianni und Benjamin Biolay waren mal wirklich verheiratet.
Matthias LerfAvant d’être une œuvre brillante pour l’excellence de son quartette d’acteurs (Mastroianni-Biolay-Cottin-Lacoste), Chambre 212 est un film splendide sur les tumultes de l’amour. Assurément l’une des mises en scène les plus diaboliques d’efficacité de Christophe Honoré.
Alexandre JourdainAvec une insolente légèreté et une distribution idéale, Christophe Honoré s’amuse de l’usure du couple et de l’adultère. Une comédie irrésistible.
Guillemette Odicino