The Children Act
Richard Eyre, GB, 2018o
Eine Londoner Richterin, die als letzte Instanz über vertrackte ethische Fälle entscheidet, ist ob der fortwährenden beruflichen Überlastung in eine Ehekrise geschlittert. In dem Moment landet auf ihrem Pult der Falll eines minderjährigen Leukämie-Patienten, der sich aus religiöser Überzeugung gegen eine lebensretttende Bluttransfusion wehrt. Die Richterin besucht den jungen Mann am Krankenbett und baut damit eine persönliche Beziehung zu ihm auf, die eine unerwartet Dynamik annimmt. Sie hat für das Leben beider weit reichende Konsequenzen.
Eine Frau, die ständig kaum entscheidbaren Fälle beurteilen muss, ihre erkaltete Ehe und die angekündigte Flucht ihres Mannes in eine Affäre, die Begegnung mit einem flamboyanten jungen Mann, der ihr unverholen den Hof macht: Die Verfilmung von Ian McEwans Roman The Children Act enthält viele Zutaten klassischer Dreiecksdramen und bewegt sich mit ihren intelligenten Figuren voller unausgelebter Bedürfnisse in einschnürenden Verhältnissen anfänglich auch in den Bahnen beherrschter Routine. Doch der britische Starromancier, der auch für das Drehbuch zeichnet, will hier auf etwas Anderes hinaus. Der Krankenbesuch, für die Richterin nur ein leicht kapriziöser juristischer Klärungsprozess, für den den jungen Mann eine Weg weisende Begegnung, die nach Fortsetzung schreit, wird zum Ausgangspunkt eines fintenreichen Tauziehens, in dessen Verlauf es um die unberechenbare Verschränkung von Lebensläufen und die damit verbundenen, kaum entscheidbaren Fragen von Schuld und Verantwortlichkeit geht.
Andreas FurlerIan McEwan hat das Drehbuch zur Verfilmung seines grossartigen Romans selbst verfasst. Leider greift er am Schluss zu billigen dramaturgischen Tricks. Das ist sehr schade, denn die Darsteller, allen voran Thompson, sind hervorragend.
Thomas BodmerSie entscheidet darüber, ob man siamesische Zwillinge operativ trennen soll oder ob ein leukämiekranker Zeuge Jehovas gegen seinen Willen mit Blutkonserven versorgt wird. Als Familienrichterin urteilt Emma Thompson in der Verfilmung von Ian McEwans Roman mit überzeugender Rationalität. Bei ihrem Mann (Stanley Tucci) ist das anders: Er will eine Affäre und begründet das ganz rational mit der ehelichen Sexflaute. Daraufhin trennt sie sich von ihm. Richard Eyre erzählt von den Konsequenzen, die solche Entscheidungen mit sich bringen: Die einen sind spannend, die anderen banal.
Fritz GöttlerL’adaptation du roman « L’Intérêt de l’enfant » (« The Children Act ») d’Ian McEwan par Richard Eyre repose sur l’interprétation impressionnante de l’actrice britannique.
Catherine PainsetUne thèse de l’intime et de l’éthique, culminant dans un suspense de déontologie et d’humanité qui bouscule les a priori. L’un des meilleurs rôles d’Emma Thompson, qui retrouve les non-dits des Vestiges du Jour et la logorrhée d’Au nom du père.
Frédéric MignardCe sont les comédiens qui donnent au film son intensité. Face au troublant Fionn Whitehead (le jeune soldat de Dunkerque, remarquable), Emma Thompson livre une des performances les plus riches, les plus subtiles de sa carrière.
Samuel Douhaire